Deutschlands Arbeitszeit-Dilemma: Warum wir so wenig Stunden leisten!

Am 4. Juni 2025 diskutiert die deutsche Politik die Herausforderungen der Arbeitszeiten, die Effizienz und das Wohlbefinden der Beschäftigten.
Am 4. Juni 2025 diskutiert die deutsche Politik die Herausforderungen der Arbeitszeiten, die Effizienz und das Wohlbefinden der Beschäftigten. (Symbolbild/MB)

Bremen, Deutschland - In der aktuellen Diskussion um die Arbeitszeiten in Deutschland zeichnen sich spannende Entwicklungen ab. Im internationalen Vergleich belegen deutsche Beschäftigte den drittletzten Platz bei den geleisteten Arbeitsstunden, was im Mai 2022 großeWellen schlug. Auffällig ist, dass diese Erkenntnis aus einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stammen sollte, die jedoch im Nachhinein als nicht existent eingestuft wurde. Dies wird von der Initiative „Aktion gegen Arbeitsunrecht“ betont, die eine kritische Debatte über die Qualität und Verlässlichkeit der berichteten Daten in Gang brachte. Die Nachricht erlangte durch die Nachrichtenagentur AFP weitreichende Verbreitung, wodurch viele Menschen über den Zustand des deutschen Arbeitsmarktes informiert wurden, trotz der irreführenden Grundlage der ursprünglichen Studie, wie die Junge Welt berichtet.

Der Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz sprach auf dem CDU-Wirtschaftstag über die Notwendigkeit, die Effizienz zu steigern. Doch was heißt das konkret? Experten wie Svenja Flechtner von der Universität Siegen machen darauf aufmerksam, dass die Deutschen 2020 mit 55 Milliarden Stunden so viel arbeiteten wie nie zuvor. Gleichzeitig zeigen Analysen, dass die durchschnittliche Arbeitszeit der Vollzeiterwerbstätigen stabil bei etwa 39 Stunden pro Woche liegt, die Teilzeitquote jedoch von 18,5 Prozent im Jahr 1991 auf 38,5 Prozent im Jahr 2021 gestiegen ist. Im Jahr 2021 arbeiteten Teilzeitkräfte im Schnitt nur 18 Stunden pro Woche, ganz im Kontrast zu den Wünschen vieler Arbeitnehmer, die im Schnitt eine Wochenarbeitszeit von 32,8 Stunden anstreben.

Überstunden und Fachkräftemangel

Ein weiteres Problem, das aus den aktuellen Entwicklungen hervorgeht, ist der Mangel an Fachkräften in Deutschland, was zu Forderungen nach längeren Arbeitszeiten führt. Während die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 2023 bei 35,1 Stunden liegt, sind das immer noch unter dem EU-Durchschnitt von 37,1 Stunden. Besonders auffällig ist, dass die höchste durchschnittliche Arbeitszeit in der EU in Griechenland mit 40,9 Stunden gemessen wurde, während Deutschland mit einer Teilzeitquote von 28,5 Prozent den dritten Platz in der EU belegt.

  • Durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland 2023: 35,1 Stunden
  • EU-Durchschnitt: 37,1 Stunden
  • Höchste Wochenarbeitszeit in der EU: Griechenland 40,9 Stunden
  • Niedrigste Wochenarbeitszeit in der EU: Niederlande 33,1 Stunden

Die Regierung plant nun, den klassischen Achtstundentag durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu ersetzen. Dies könnte einen Schritt in Richtung einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben darstellen, doch Kritiker warnen davor, dass dies auch dazu führen könnte, Beschäftigte flexibler zu machen und möglicherweise Löhne zu drücken. Dabei ist interessant zu bemerken, dass das IAB im Jahr 2023 insgesamt 1,3 Milliarden Überstunden gezählt hat, von denen mehr als die Hälfte unbezahlt war.

Arbeiten im Wandel

Die Debatte um Arbeitszeiten wird nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der Gesellschaft insgesamt gerecht. Die Arbeitssoziologie hat gezeigt, dass die produktivsten Stunden eines Arbeitstags bei etwa 3,5 bis 4 Stunden liegen. Zahlen aus dem Sozio-oekonomischen Panel zeigen zudem, dass die zurückgehenden Arbeitszeiten auch mit der wachsenden Teilzeitquote in Verbindung stehen. Damit schält sich ein Bild heraus, das immer mehr von individuellen Wünschen geprägt ist. Arbeitnehmer möchten mehr Flexibilität, sehen aber auch die Gefahr, dass längere Arbeitszeiten nicht unbedingt zu mehr Produktivität führen.

Und während sich viele Beschäftigte nach kürzeren Arbeitszeiten sehnen, bringt die Teilzeitquote auch das Thema unbezahlter Sorgearbeit ins Spiel. Feline Tecklenburg von der Initiative „Wirtschaft ist Care“ unterstreicht die Bedeutung dieser Arbeit für die deutsche Wirtschaft.

In einer Welt, in der der Arbeitsmarkt sich zunehmend verändert, bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamiken in den kommenden Jahren entwickeln werden. Veränderungen stehen an, und es wird spannend zu sehen, wie sie sich auf die deutsche Arbeitslandschaft auswirken.

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Ort Bremen, Deutschland
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