Von den Nazis zur Toleranz: Cordt Schnibbens Aufbruch in die Freiheit

Cordt Schnibben reflektiert in seinem Roman „Lila Eule“ autobiografisch über Bremen, Jugendkultur und persönliche Revolte der 1960er Jahre.
Cordt Schnibben reflektiert in seinem Roman „Lila Eule“ autobiografisch über Bremen, Jugendkultur und persönliche Revolte der 1960er Jahre. (Symbolbild/MB)

Bremen, Deutschland - In Bremen spielt sich ein spannendes Kapitel der Literaturgeschichte ab: Cordt Schnibben, ein bekannter Journalist und Autor, hat seinen ersten Roman „Lila Eule“ veröffentlicht. Der Roman, der autobiografische und fiktive Elemente vereint, bietet einen tiefen Einblick in die turbulente Zeit der 1960er-Jahre und Schnibbens eigene Erlebnisse in einer von nationalsozialistischen Ansichten geprägten Familie. Er selbst wurde 1952 in Bremen geboren und hat seitdem eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Wie Bremen Zwei berichtet, wuchs Schnibben in einem Umfeld auf, das seine Sicht auf die Welt maßgeblich prägte. Seine Eltern hielten stark an ihren nationalsozialistischen Ansichten fest, was ihn später zu einer Rebellion gegen deren Ideologie bewegte.

Der Verlust seiner Mutter im Alter von 13 Jahren und die gefährliche Vergangenheit seines Vaters, der knapp einem Todesurteil entging, wurden entscheidende Punkte in Schnibbens Leben. Diese prägenden Erfahrungen führten ihn zu einem Studium in Ost-Berlin und der Entscheidung, Journalist zu werden. Bei der Henri-Nannen-Schule hatte er anfangs keinen Erfolg, doch er blieb hartnäckig und fand seinen Weg zur Veröffentlichung bei renommierten Zeitschriften wie „Zeit“ und „Spiegel“. Wie taz anmerkt, führte ihn die Reise zur „Lila Eule“, einer Bremer Institution für Jugendkultur, wo er unzählige Wochenenden verbrachte und wichtige Erfahrungen sammelte.

Ein Blick in die Vergangenheit

In „Lila Eule“ präsentiert Schnibben einen Ich-Erzähler namens Carl, der als Kabelträger bei „Beat-Club“-Sendungen tätig war. Hier erlebt er unter anderem Jimi Hendrix im Marquee Club in London, was einen tiefen Eindruck hinterlässt. Der Roman regt zum Nachdenken an und verbindet Schnibbens persönliche Erlebnisse mit historischen Begebenheiten und berühmten Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Manchmal wird der Leser an wegweisende Momente, wie die Festnahme Schnibbens durch die Stasi in der DDR erinnert, als er LSD zur Bewusstseinserweiterung empfahl. In einem Werk von Prof. Dr. Horst Pöttker wird zudem die Rolle des Journalismus in der jüngeren Geschichte Deutschlands beleuchtet. Schnibbens Aufzeichnungen sind nicht nur zeitgeschichtlich relevant, sie sind auch eine Hommage an die Pressefreiheit, die seit 60 Jahren in der Bundesrepublik gefeiert wird.

Die Kritiker zeigen sich gespalten: Während einige die detaillierte Recherche und die Integration von Zeitzeugnissen loben, bemängeln andere, dass Schnibben emotional nicht die Atmosphären der 60er-Jahre einfängt. Dennoch fällt auf, dass der Roman eine Verbindung zu den Musikikonen der Zeit herstellt, darunter die Rolling Stones, und eine Playlist mit über hundert Songs enthält, die über einen QR-Code auf Spotify abrufbar ist. Diese musische Untermalung verleiht dem Werk zusätzlichen Charme und lässt die Leser in die damalige Zeit eintauchen.

Ein persönliches Erbe

Auf persönlicher Ebene reflektiert Schnibben auch seine Rolle als Vater und Großvater; heute hat er fünf Kinder und elf Enkel, denen er Toleranz und Weltoffenheit mit auf den Weg geben möchte. Wenige Autoren haben das Geschick, ihre persönlichen Narrative in einen so breiten historischen Kontext zu setzen, und Schnibbens „Lila Eule“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür. In einem Interview bei Bremen Zwei erzählt er von lebhaften Erlebnissen mit Che Guevara und teilt seine Ansichten über Helmut Schmidt und die Zuwanderung nach Deutschland, was dem Leser einen umfassenden Einblick in seine Lebensgeschichte und die Frühzeit der Bundesrepublik gibt.

Ob man nun mit den Kritiken übereinstimmt oder nicht – eines steht fest: Schnibben hat mit seinem „Lila Eule“ ein bemerkenswertes Werk geschaffen, das sowohl Historie als auch persönliche Transformation thematisiert und damit einen wichtigen Platz in der deutschen Literaturlandschaft einnimmt.

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Ort Bremen, Deutschland
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