Stromtrassen unter Langeoog: Ist unser Trinkwasser in Gefahr?

Tennet plant acht Stromtrassen unter Langeoog, was Bedenken wegen der Süßwasserlinsen und der Trinkwasserversorgung aufwirft.
Tennet plant acht Stromtrassen unter Langeoog, was Bedenken wegen der Süßwasserlinsen und der Trinkwasserversorgung aufwirft. (Symbolbild/MB)

Langeoog, Deutschland - Die idyllische ostfriesische Insel Langeoog steht gegenwärtig im Fokus brisanter Diskussionen. Grund sind die Pläne des Netzbetreibers Tennet, acht Stromtrassen unter der Insel zu verlegen. Diese Vorhaben sollen die Offshore-Windparks in der Nordsee mit dem Festland verbinden. Doch die Anwohner sind besorgt und befürchten negative Auswirkungen auf ihre Trinkwasserversorgung.

Die Stromtrassen sind dazu gedacht, bis 2028 sauberen Windstrom in die Städte zu bringen. Tatsächlich könnte der aus Offshore-Windenergie erzeugte Strom bis zu 1,8 Millionen Menschen versorgen. Die Trassen sind ein Teil eines größeren Plans, der auch die Insel Baltrum betrifft, wo bereits Probe-Bohrungen für ähnliche Projekte stattfinden sollen. Doch der Preis für diese Energiewende könnte hoch sein, wie die Bürgermeisterin von Langeoog, Heike Horn, deutlich macht.

Trinkwasser in Gefahr?

Die Bewohner der Insel sind vor allem besorgt, dass die geplanten Trassen direkt unter den wertvollen Süßwasserlinsen verlaufen könnten. Diese natürlichen Wasserspeicher sind nicht nur für die Trinkwasserversorgung entscheidend, sondern auch als Ressource für die Trinkwasseraufbereitung hinsichtlich Qualität und Menge. Der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) nutzt diese Linsen, um die Wasserversorgung der Insel sicherzustellen, während Baltrum teilweise vom Festland versorgt wird.

Tennet und Amprion haben die Sorgen der Bewohner registriert und beziehen sich auf eine Risikoanalyse, die einen geringen Einfluss auf die Süßwasserlinsen voraussagt, sofern die geplanten Bohrungen nach dem Horizontalspülbohrverfahren durchgeführt werden. Dennoch äußern viele Menschen auf Langeoog ernsthafte Bedenken, dass Salzwasser oder Bohrschlamm in die Süßwasserlinsen eindringen und diese ungenießbar machen könnten. Bürgermeister Onno Brüling von Langeoog betont, dass die Bohrungen nicht in der Nähe der Linsen stattfinden sollten.

Widerstand der Inselgemeinschaft

Der gesamte Inselgemeinderat hat bereits gegen die bisherigen Pläne gestimmt, um mit einer einheitlichen Stimme die Interessen der Bewohner zu vertreten. Bärbel Kraus von den Grünen erkennt ebenfalls die Gefahren und fordert zusätzliche Schutzmaßnahmen, um sicherzustellen, dass die Trinkwasserversorgung nicht gefährdet wird. Es wird angestrebt, Tennet zu überzeugen, die Trassen weiter von den Süßwasserlinsen zu verlegen.

Um den Widerstand aus der Bevölkerung zu bündeln, haben die Inselgemeinden und Bürger bis Mittwoch die Möglichkeit, Einwände und Fragen zu den geplanten Maßnahmen einzureichen. Diese großen Bauvorhaben haben nicht nur Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, sondern auch auf den Tourismus und die lokale Fischerei.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich die Situation weiter entwickeln wird. Die Bedeutung der Süßwasserlinsen als essentielle Ressource für die Inselbewohner ist unbestritten, und der Ausgang dieser Debatte könnte weitreichende Folgen für Langeoog und die umliegenden Inseln haben. Ein weiteres Ziel ist auch der Ausbau der Offshore-Windenergie von derzeit 15 Gigawatt auf 20 Gigawatt bis 2030, ein Vorhaben, das die Notwendigkeit unterstreicht, alle Belange der Anwohner in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

Wie Bürgermeisterin Heike Horn abschließend feststellt, sei Transparenz im Raumordnungsverfahren „Seetrassen 2030“ unerlässlich. Die größten Bedenken bestehen darin, dass unzureichende Informationen und geplante Bohrungen das Leben auf Langeoog nachhaltig beeinflussen könnten. Es bleibt zu hoffen, dass eine Lösung gefunden werden kann, die sowohl die Energiewende vorantreibt als auch die wertvolle Trinkwasserressource der Insel sichert.

Weitere Informationen zu diesem Thema können in den Berichten von buten un binnen, NDR und Mopo nachgelesen werden.

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Ort Langeoog, Deutschland
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