Der Leukoplastbomber : Wie der Lloyd 300 das Wirtschaftswunder prägte

Der Leukoplastbomber : Wie der Lloyd 300 das Wirtschaftswunder prägte
Hastedt, Deutschland - Am 22. Juni 2025 blicken wir zurück auf einen bedeutenden Meilenstein in der Geschichte der deutschen Automobilindustrie. Vor genau 75 Jahren, am 22. Juni 1950, feierte der Lloyd 300 in Bremen und Hude Premiere. Dieses kleines Fahrzeug, das als erster Neubau eines Kleinstwagens in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg gilt, wurde in den Lloyd Motoren Werken produziert, die zum Borgward-Konzern gehörten. Der Lloyd 300, oft auch als „Leukoplastbomber“ bezeichnet, überraschte mit innovativer, jedoch kostengünstiger Bauweise, denn die Karosserie war aus Sperrholz und mit Kunstleder (Sumit) verkleidet, eine Entscheidung, die auf die hohen Stahlpreise dieser Zeit zurückzuführen war.
Wie der NDR berichtet, war das Ziel der Macher, ein günstiges Auto für die breiteren Bevölkerungsschichten zu schaffen. Der Lloyd 300 bot mit seinen kompakten Maßen (3,20 m Länge und 1,30 m Breite) Platz für vier Personen. Er wog lediglich 480 kg und war mit einem luftgekühlten Zweizylinder-Zweitaktmotor ausgestattet, der 10 PS leistete. Seine einfache Technik, zu der ein einfacher Tachometer, Krückstockschaltung und klappbare Fenster gehörten, machte ihn besonders attraktiv für Käufer, die auf der Suche nach einem praktischen und vor allem erschwinglichen Fahrzeug waren.
Erstes Modell und Marktakzeptanz
Der Lloyd 300 kam mit einem Preis von 3.334 D-Mark auf den Markt, was ihn etwa 1.300 D-Mark günstiger als den beliebten VW Käfer machte. Diese Preisgestaltung sorgte dafür, dass das Modell schnell Fuß fasste und besonders wegen der niedrigen Anschaffungskosten, sowie der günstigen Betriebskosten und preiswerten Ersatzteile beliebt wurde. Im Jahr 1951 stieg die Produktion bereits auf tägliche 17 Autos, und aufgrund der hohen Nachfrage wurde ein neues Werk eröffnet.
Um den Pkw-Bedarf weiter zu decken, erweiterte Borgward die Modellpalette um verschiedene Varianten: Neben dem Lloyd 300 als Limousine erschienen der Lloyd LC300 als Coupé und der Lloyd LS300 als Kombi. Vor allem die Panelvan-Version (Lloyd Kastenwagen) fand auch großen Anklang bei Gewerbetreibenden. Die Popularität des Lloyd 300 wuchs, und bis 1952 waren bereits mehr als 18.000 Einheiten von diesem Modell verkauft worden.
Die Nachfolgemodelle und das Erbe von Borgward
Die Geschichte geht weiter: Mit dem nachfolgendem Modell Lloyd 400, das Ende 1953 auf den Markt kam, und den Lloyd 600, der ab 1955 exportiert wurde, festigte Borgward seinen Platz in der Automobilbranche. Im Jahr 1954 konnten über 34.100 Neuzulassungen verzeichnet werden, was Borgward zum fünftgrößten Autoproduzenten der Bundesrepublik machte. Zudem folgten weitere Modelle wie der Lloyd Alexander und dessen sportlicher Ableger, der Alexander TS.
Obwohl Borgward bis zu seiner Insolvenz im Jahr 1961 am Lloyd 300 festhielt – da es als finanziell profitabel galt – sind heutzutage lediglich noch 10 bis 15 Exemplare des Ursprungsmodells auf den Straßen unterwegs, die je nach Zustand für etwa 10.000 Euro den Besitzer wechseln. Die Fahrzeugmarke Borgward, die ursprünglich 1919 von Carl F. W. Borgward gegründet wurde, hat mit ihren zahlreichen Modellen nicht nur die deutsche Automobilindustrie geprägt, sondern auch zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt, wovon der Name Borgward bis zur Insolvenz im Jahr 2022 zeugt.
So bleibt der Lloyd 300 als ein Stück Geschichte lebendig, das nicht nur für seine Zeit typischerweise ein Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs wird, sondern auch die Innovationskraft und Kreativität der deutschen Automobilentwicklung verkörpert. Der Nau.ch hebt nicht nur die einzelnen Stationen der Borgward-Historie hervor, sondern zeigt auch die Fortschritte, die im Automobilbau seither gemacht wurden.
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Ort | Hastedt, Deutschland |
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