Eisenhüttenstadt in Angst: Arcelor-Mittal stoppt grüne Stahlpläne!

Arcelor-Mittal stoppt CO2-reduzierte Stahlproduktion in Bremen und Eisenhüttenstadt, was zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen könnte.
Arcelor-Mittal stoppt CO2-reduzierte Stahlproduktion in Bremen und Eisenhüttenstadt, was zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen könnte. (Symbolbild/MB)

Eisenhüttenstadt in Angst: Arcelor-Mittal stoppt grüne Stahlpläne!

Eisenhüttenstadt, Deutschland - Im Warmwalzwerk in Eisenhüttenstadt herrscht große Unruhe: Arcelor-Mittal hat angekündigt, die CO2-reduzierte und klimaneutrale Stahlproduktion an seinen deutschen Standorten in Bremen und Eisenhüttenstadt einzustellen. Dies kommt einem heftigen Rückschlag für die Stahlindustrie gleich, die bereits stark von den Herausforderungen des Marktes betroffen ist. Die IG Metall (IGM) äußert scharfe Kritik und fordert einen Krisengipfel, um die Zukunft der Branche neu zu betrachten. Hintergrund für die drastische Entscheidung des Stahlriesen ist, dass der Bau von Elektrolichtbogenöfen und Direktreduktionsanlagen unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht wettbewerbsfähig sei, wie junge welt berichtet.

Die Umstellung auf nachhaltige Produktionsverfahren war ursprünglich Teil eines milliardenschweren Projekts. ArcelorMittal hatte Fördergelder in Höhe von 1,3 Milliarden Euro von Bund und Land Bremen zugesagt bekommen, um nachhaltige Technologien umzusetzen, wie die Nutzung von Wasserstoff zur Reduktion von Eisenerz. Doch nun stellt das Unternehmen seine Pläne wegen „fehlender Wirtschaftlichkeit und geringer Verfügbarkeit von Wasserstoff“ ein, was die Zukunft vieler Arbeitsplätze gefährdet.

Folgen für die Beschäftigten und die Branche

In Bremen sind rund 10.000 Arbeitsplätze direkt oder indirekt an die Stahlindustrie und deren Zulieferer gebunden. Das macht die Entscheidung umso bitterer für die Mitarbeiter:innen. Der Bremer Senat hat bereits von Arcelor-Mittal Auskunft über deren weitere Pläne gefordert, während Bürgermeisterin und andere Politiker den Rückschritt als schweren Schlag für den Wirtschaftsstandort Bremen bezeichnen. Der Bremer Senat stellt zudem 250 Millionen Euro für den Umbau der Produktionsstätten zur Verfügung, während zusätzlich 600 Millionen Euro vom Bund eingeplant sind.

Die IG Metall kritisiert die Entscheidung als strategisch kurzsichtig und fordert, dass die Dekarbonisierung der Stahlindustrie in den Mittelpunkt der politischen Agenda gerückt werden muss. IGM-Vize Jürgen Kerner wünscht sich eine ernsthafte Diskussion über die Notwendigkeit einer grünen Stahlproduktion, die als Jahrhundertprojekt betrachtet werden sollte.

Während Arcelor-Mittal einen Rückzieher macht, sieht es bei anderen Anbietern anders aus. Die Stahl-Holding Saar hat alle erforderlichen Genehmigungen für den Bau von Elektroöfen im Wert von 2,4 Milliarden Euro erhalten, während Thyssen-Krupp weiterhin an seinen Grünstahlplänen festhält und eine Direktreduktionsanlage in Duisburg plant. Auch der Umweltbericht von Wood Mackenzie betont den notwendigen Wandel in der Stahlindustrie durch Dekarbonisierung, wobei bis 2050 der Anteil der CO2-armen Produktion im Lichtbogenofen von derzeit 28% auf 50% steigen soll, was Investitionen in Höhe von 130 Milliarden US-Dollar erfordert, wie umweltdialog feststellt.

Blick in die Zukunft

Die aktuelle Lage wirft auch Fragen über die Maßnahmen der Bundesregierung auf. Während die Arcelor-Mittal-Entscheidung als Rückschritt in einer Zeit empfunden wird, in der die Stahlindustrie schon länger auf einen Modernisierungskurs gedrängt wird, sehen viele in der Branche die Notwendigkeit, die CO2-Reduktionsziele bis 2030 zu erreichen. „Die Stahlproduktion ist derzeit der größte CO2-Emittent in Deutschland“, so die Kritik, die unterstreicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Was bleibt, ist die Unsicherheit für die Beschäftigten in Eisenhüttenstadt, die laut Unternehmensangaben frühestens nach 2030 mit einer Umrüstung rechnen können. Praktische Unterstützung seitens der Politik wäre durchaus wichtig, um die benötigte Transformation in der Stahlindustrie voranzutreiben. Bremer Stahlwerker planen bereits Kundgebungen vor dem Werkstor, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Die Branche steht vor einer Bewährungsprobe, und der Wille zur Dekarbonisierung ist jetzt wichtiger denn je.

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OrtEisenhüttenstadt, Deutschland
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