Proteste in Burglesum: Neubau am Marktplatz gefährdet historischen Charme!

Burglesum: Bürgerproteste gegen geplanten Neubau am Marktplatz nach umstrittener Beiratssitzung. Historischer Charakter in Gefahr.
Burglesum: Bürgerproteste gegen geplanten Neubau am Marktplatz nach umstrittener Beiratssitzung. Historischer Charakter in Gefahr. (Symbolbild/MB)

Proteste in Burglesum: Neubau am Marktplatz gefährdet historischen Charme!

Lesumer Kirche 6, 28717 Bremen, Deutschland - Am Lesumer Marktplatz zieht ein heftiger Konflikt die Blicke auf sich. Der Beirat Burglesum hat kürzlich mit knapper Mehrheit von 9:7 für ein umstrittenes Bauvorhaben gestimmt, das den Abriss eines historischen Gebäudes an der Lesumer Kirche 6 vorsieht. Was für viele als schleichender Verlust des lokalen Erbes erscheint, wird von den Befürwortern als notwendige städtebauliche Maßnahme argumentiert. Der alte Bau, der einst als Spielwarenladen diente und zuletzt als Weinhandlung in Betrieb war, steht seit einem Jahrzehnt leer und gilt als baufällig. Der Abriss wurde als unvermeidlich erklärt, da eine Sanierung als unwirtschaftlich erachtet wird.

Das Projekt sieht einen viergeschossigen Neubau mit Flachdach vor, der drei Wohnebenen und ein Café im Erdgeschoss beherbergen soll. René Kotte vom Bauamt Bremen-Nord und Architekt Philipp Romeiser haben in der Sitzung die Pläne präsentiert. Sie sprachen von einer Neuinterpretation der Bestandssituation im Rahmen des Bebauungsplans 399 und zeigten Fotos des stark sanierungsbedürftigen Innenraums des Hauses. Dennoch ernteten die Pläne viel Skepsis – zahlreiche Bürger aus Burglesum haben sich zu Wort gemeldet.

Kritik an der Planung und Erhaltungsaspekten

Die Kritiker, darunter auch der Heimatverein Lesum, warnen, dass das Bauvorhaben gegen die Erhaltungssatzung und den geltenden Bebauungsplan verstößt. Pastor Achim Krebber von der Kirchengemeinde St. Martini hat ebenfalls Bedenken geäußert und für die Einhaltung des Bebauungsplans plädiert. „Ein früherer Bauantrag, der sich am historischen Gebäude orientierte, wurde vor zehn Jahren genehmigt“, ergänzt Claus Jäger, der ehemalige Bremer Wirtschaftssenator von der FDP, und sieht in dem neuen Entwurf einen Bruch mit der Tradition des Platzes.

Ehe die Entscheidung fiel, blieben im Tagesordnungspunkt „Wünsche und Anregungen“ die Wortmeldungen der Bürger aus. Das Publikum reagierte teils negativ auf die Planung, vielfach gab es Zwischenrufe. Dabei schlagen nicht nur Kritiker die Suche nach Alternativen vor. Christof Steuer, ehemaliger Leiter des Bauamtes Bremen-Nord, und Architekt Uwe Meyer fordern eine Überarbeitung des Entwurfs, um den historischen Wert der Umgebung zu bewahren.

Ein Blick in die Zukunft

Das Bauvorhaben ist nicht nur für den Marktplatz von Bedeutung, es könnte auch den Rahmen beeinflussen für zukünftige Bauprojekte in der Region. Der Bebauungsplan 399 schreibt in seiner Festlegung eine zweigeschossige, geschlossene Bauweise vor und legt großen Wert auf den Erhalt des Ortsbildes. Sollte dieser Entwurf tatsächlich realisiert werden, könnte dies als Präzedenzfall für viele weitere Bauvorhaben dienen. Daher ist die Unterstützung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange besonders wichtig, auch gesetzlich verankert im Baugesetzbuch und der Baunutzungsverordnung, die den Beteiligungsprozess regeln.

Ein weiteres Thema, das die Bürger bewegt, ist das geplante Eiscafé des renommierten Gastronomen Bekim Dervishaj, der zugleich seine langjährige Pflege des Platzes betont, sich aber mit dem Entwurf vorsichtig zeigt. „Wieso nicht mehr Kreativität in das Design einbringen?“, fragt Ulrike Schnaubelt von den Grünen und fordert mehr Verspieltheit, während Rainer Tegtmeier wiederum den Mut zum neuen Ansatz vermisst.

Die Debatte um den Lesumer Marktplatz bleibt spannend und zeigt einmal mehr, wie eng lokale Bauprojekte mit dem Erhalt der historischen Identität der Umgebung verwoben sind. Bürgerproteste und unterschiedliche Meinungen werden auch in Zukunft den Dialog darüber prägen, was für die Gemeinschaft tatsächlich denkbar und wünschenswert ist. Ob der Neubau nun eine Chance für Renewal oder einen Verlust für die Geschichte darstellt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Die Abstimmung läuft und CDU-Fraktionssprecher Martin Hornhues erwartet ein knappes Ergebnis.

Die Bürger aus Burglesum sind aufgerufen, sich weiterhin aktiv an der Diskussion zu beteiligen und ihre Stimme zu erheben. Denn jede Meinung zählt, wenn es um die Zukunft des eigenen Wohnumfeldes geht. Der Austausch darüber, wie Burglesum in den kommenden Jahren aussehen soll, liegt jetzt in den Händen der Bewohner.

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OrtLesumer Kirche 6, 28717 Bremen, Deutschland
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