Ganztagsschulen in Niedersachsen: Herausforderung oder Chance für Kinder?

Ganztagsschulen in Niedersachsen: Herausforderung oder Chance für Kinder?
In Bremen und Niedersachsen stehen große Veränderungen in der Sicht auf die Betreuung von Grundschulkindern bevor. Am 1. August 2026 tritt ein Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung in Kraft, der schrittweise eingeführt wird. Der Schritt ist eine Reaktion auf die wachsenden Bedürfnisse von Familien, deren Kinder nach der Kita-Zeit eine verlässliche Bildungs- und Betreuungslösung brauchen. Doch wie tagtäglich in der Politik üblich, gibt es darum herum viel zu tun.
Die Gewerkschaft ver.di äußert deutliche Bedenken. Sie kritisiert die bisherigen Vorbereitungen, die in der Landespolitik scheinbar schleppend vorankommen. Sylvia Milsch von ver.di mahnt an, dass viele zentrale Fragen noch ungeklärt seien. Dazu zählen nicht nur die Personalbeschaffung, sondern auch die Kostenübernahmen und der notwendige Ausbau der Einrichtungen. Übrigens: Schlüsselfragen zu den qualitativen Standards wie dem Fachkraft-Kind-Schlüssel und der Qualifikation des Betreuungspersonals müssen dringend angegangen werden. Aktuell gibt es gravierende Probleme, da häufig unqualifizierte Hilfskräfte mit befristeten Verträgen in der Betreuung eingesetzt werden. Das geschieht in oft ungeeigneten Räumen, was nicht nur die Sicherheit der Kinder gefährdet, sondern auch die Beschäftigten in schwierige Situationen bringt.
Der Ganztag soll flächendeckend werden
So viel steht fest: Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz soll ab dem Schuljahr 2026/2027 für alle Schülerinnen und Schüler der ersten Klassenstufe gelten. Jedes Jahr wird dieser Anspruch um sukzessive eine Klassenstufe erweitert, mit dem Ziel, die individuelle Förderung der Kinder in den ersten Schuljahren zu verbessern. Die Ganztagsgrundschulen sind hierbei eine tragende Säule, die eine nahezu flächendeckende Struktur in Niedersachsen bieten. Der Ausbau wird durch Horte und bereits getestete Gesamtkonzepte ergänzt, die Bildung, Erziehung und Betreuung miteinander verbinden.
Ein weiterer Vorteil der Ganztagsbildung ist die Zunahme der Beliebtheit solcher Schulen, die immer mehr Familien für sich entdecken. Der kostenlose Platz ist ein attraktives Angebot und ermöglicht ein integriertes Konzept aus Unterricht und außerunterrichtlichen Angeboten. Die angestrebte multiprofessionelle Zusammenarbeit verspricht, den schulischen Alltag kinderfreundlicher zu gestalten und die aktive Beteiligung der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Qualität in der Ganztagsbildung
In der Diskussion um die Qualität der Ganztagsbildung liegt ein zentraler Fokus darauf, diese Schulen von einfachen Lernorten zu echten Lebensräumen zu entwickeln. Die Zuspitzung auf qualitativ hochwertige Standards garantiert, dass Lehrer:innen und pädagogische Fachkräfte individueller auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen können. Für die bundesweite Diskussion über Einheitlichkeit der Qualitätsmerkmale in Ganztagsschulen wurde schon eine umfassende Studie ins Leben gerufen, die von namhaften Stiftungen unterstützt wird. Der Bericht „Mehr Schule wagen: Empfehlungen für guten Ganztag“ erarbeitet Ansätze für die Qualitätsentwicklung und könnte auch für Bremen und Niedersachsen wegweisend sein.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Einführung des Rechtsanspruchs an sich eine große Chance darstellt. Nicht nur für die Chancengerechtigkeit, sondern auch für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die verbleibende Zeit bis August 2026 sollte daher dringend genutzt werden, um die notwendigen Regelungen zu schaffen und damit den vielen Familien in der Region ein stabiles Fundament zu bieten.
Für weitere Informationen zu diesem Thema und den aktuellen Entwicklungen, schauen Sie bitte auf die Seiten von ver.di, bildungsportal-niedersachsen und Bosch Stiftung.