Mehrdad Payandeh: Von der Flucht zum DGB-Chef in Niedersachsen!

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Mehrdad Payandeh, DGB-Bezirkschef in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, wird nach acht Jahren verabschiedet.

Mehrdad Payandeh, DGB-Bezirkschef in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, wird nach acht Jahren verabschiedet.
Mehrdad Payandeh, DGB-Bezirkschef in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, wird nach acht Jahren verabschiedet.

Mehrdad Payandeh: Von der Flucht zum DGB-Chef in Niedersachsen!

In einer festlichen Zeremonie in Hannover wurde Mehrdad Payandeh nach acht Jahren als Bezirksvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) für Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt verabschiedet. Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft und Politik waren gekommen, um diesen besonderen Moment zu würdigen. Ex-Ministerpräsident Stephan Weil bezeichnete Payandeh als einen loyalen Partner und geschickten Netzwerker. Die DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi ehrte ihn als einen Kämpfer für soziale Gerechtigkeit und Mitbestimmung.

Payandeh, der am 7. Oktober 1960 in Abadan, Iran, zur Welt kam, floh 1985 mit nur einem Hemd und einer Jeans aus seinem Heimatland. Ursprünglich hatte er vor, nach Dänemark weiterzureisen, landete jedoch in Ost-Berlin, ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Der deutsche Sozialstaat gab ihm den Rückhalt, den er benötigte, um sich einzugewöhnen. Begonnen hat er als Lagerarbeiter, hat die Sprache erlernt und sich schließlich politisch engagiert, indem er der SPD beitrat.

Ein Weg voller Zufälle

Die Flucht vor dem autoritären Regime im Iran prägte sein Leben. Politisch aktiv für Arbeitnehmerrechte, hat er gegen die Diktatur und die Islamisierung des politischen Systems gekämpft. Seine politischen Bestrebungen gipfelten in der Beantragung von politischem Asyl im August 1985, woraufhin er 1986 als politischer Flüchtling anerkannt wurde. Von 1985 bis 1994 besuchte er Sprachkurse und machte eine Umschulung zum Datenverarbeitungs-Kaufmann, bevor er als Lagerarbeiter bei der Firma Quelle in Nürnberg arbeitete.

Seine Karriere nahm Fahrt auf, als er 1990 in die Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen (HBV, heute ver.di) eintrat. Payandeh studierte von 1994 bis 2004 Volkswirtschaftslehre und promovierte an der Universität Bremen. Von 2008 bis 2018 war er in der DGB-Bundesvorstandsverwaltung in Berlin tätig und leitete die Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik. Er übernahm das Amt des Bezirkschefs im Februar 2018 und wird es nun aus Altersgründen im Dezember abgeben, wobei Ernesto Harder seine Nachfolge antreten wird.

Migrantisches Engagement in Gewerkschaften

Payandeh ist ein Beispiel für das migrantische Engagement in deutschen Gewerkschaften. Der DGB hat eine lange Geschichte in der Unterstützung von Migranten, die sich aktiv in die gewerkschaftliche Interessensvertretung eingebracht haben. Diese Engagement hat sich über die Jahre gewandelt, wobei spezifische Herausforderungen wie Ausbeutung und Rassismus in der Arbeitswelt nach wie vor bestehen. Der Anteil von Mitgliedern mit Migrationshintergrund in Gewerkschaften wie der IG Metall beträgt aktuell rund 22%. Sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, neue Fragen aufzuwerfen und ihre Belange zu vertreten, was auch Payandehs Werdegang widerspiegelt.

In einer Zeit, in der Gewerkschaften unter Druck stehen und Tarifverträge aufgekündigt werden, ist es wichtig, den Kampf gegen Rassismus und für eine gerechte Interessenvertretung aller Mitglieder, insbesondere von Migranten, weiterzuführen. Der DGB bietet mehrsprachige Beratungen an und hat spezielle Referate für Migrationspolitik gegründet, um auf die Bedürfnisse dieser Gruppe einzugehen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Mit seiner Erfahrung und seinem Engagement wird Payandeh auch weiterhin eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Dialog spielen, und es bleibt abzuwarten, welche Impulse Ernesto Harder als sein Nachfolger setzen wird.

Quellen: