40 Jahre Blaue Karawane: Bremer Kampf für psychische Gesundheit!
Feiern Sie 40 Jahre Blaue Karawane: eine bedeutende Bewegung für Psychiatriereformen in Bremen, die 1985 ihren Ursprung fand.

40 Jahre Blaue Karawane: Bremer Kampf für psychische Gesundheit!
Am 31. Juli 1985 beobachteten die Bremer Stadtbewohner mit großem Interesse die Vorbereitungen für die erste „Blaue Karawane“, die bald zum Symbol für den Wandel in der Psychiatrie werden sollte. Der Psychiater Klaus Pramann, einer der treibenden Kräfte hinter dem Protestzug, hatte mit anderen Wegbereitern eine Bewegung ins Leben gerufen, die mit ungewöhnlichen Methoden auf die Missstände in der Psychiatrie aufmerksam machte. Diese Initiative führte zur Gründung des Blaumeier-Ateliers in Walle und des inklusiven Wohnprojekts Blauhaus in der Überseestadt. Der WESER-KURIER berichtet, dass die erste Karawane mit einer beeindruckenden Stadtmusikantenskulptur aus Pappmaché aufwarten konnte, welche die Teilnehmer stolz durch Deutschland führte.
Im August 1985 haben sich rund 60 Bremerinnen und Bremer mit einer italienischen Gruppe in Triest getroffen. Ziel der Reise war es, den Austausch über psychiatrische Reformen zu fördern und Erfahrungswerte zu sammeln. Der Hintergrund dieser Mobilisierung war die Auflösung der Bremer Langzeitpsychiatrie Kloster Blankenburg, die seit 1981 in vollem Gange war und tiefgreifende Veränderungen in der dortigen Versorgung der psychisch Erkrankten anstrebte. Gesundheitssenator Herbert Brückner war maßgeblich an diesen Reformen beteiligt, die eine selbstständige und vernetzte Lebensweise für psychisch Kranke als Ziel hatten.
Protest und Wandel
Die „Blaue Karawane“ war nicht nur eine Karawane von Menschen, sondern auch ein kraftvoller Protest gegen die bestehenden Bedingungen in psychiatrischen Kliniken. Die Idee entstand während einer Rückfahrt von Triest, als man erkannte, dass die Befreiung aus der klassischen Klinikpsychiatrie notwendig war. Gemeinsam machten sich die Teilnehmer am 1. August 1985 mit einem 40-Tonnen-Lkw auf den Weg. Diese Reise dauerte vier Wochen und beinhaltete Besuche in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen.
Die Aktionen der Blauen Karawane thematisierten eindringlich die veralteten und oft unwürdigen Zustände in den Anstalten. Neben der Unterstützung durch die Bürgerinnen und Bürger wurde auch ein internationaler Kongress unter dem Motto „Gesellschaft ohne Irrenhaus“ nach der Rückkehr organisiert. Diese Veranstaltungen schufen einen Raum für Dialog und förderten das Bewusstsein über die dringenden Reformbedarfe.
Ein bedeutendes Jubiläum
In diesem Jahr feiert die Blaue Karawane ihr 40-jähriges Bestehen. Die Feierlichkeiten finden am 17. August 2023 auf dem Bremer Marktplatz statt. Besondere Höhepunkte sind ein Live-Filmdreh, bei dem ehemalige Psychiatriepatienten und Beteiligte interviewt werden, darunter jene, die aktiv an der Entwicklung der Karawane beteiligt waren. Nach dem Motto „auf die Mischung kommt es an“, wird auch die erfolgreiche Integration des „Blauen Kamels Wüna“ zum Symbol der Bewegung gewürdigt, das seit 1994 in diesem Zusammenhang steht.
Die Entwicklungen der Blauen Karawane sind eng mit dem größeren Hintergrund der Psychiatrie-Reform verknüpft, die in Deutschland ein fortlaufender Prozess ist und viele Facetten umfasst. Bereits in den 1970er Jahren begannen europäische und nordamerikanische Reformbewegungen, die den traditionellen Umgang mit psychischen Erkrankungen hinterfragten. In Italien führte das Gesetz 180 zur Auflösung der Anstalten, ein Vorbild, welches die Bremer Reform auch inspirierte. Die Bremer Psychiatrie-Enquête von 1975 beleuchtete schwerwiegende Mängel in der psychiatrischen Versorgung und forderte einen Wandel in der Wahrnehmung und Behandlung psychisch Kranker.
Die Blaue Karawane steht nicht allein, sondern ist Teil eines umfassenden Wandels, der sich in der Gesellschaft abspielt und nach wie vor für die Rechte der psychisch Erkrankten kämpft. Wie die Geschichte zeigt, war der Weg alles andere als gradlinig, doch die Gemeinschaft von Patienten, Klinikmitarbeitern, Künstlern und engagierten Bürgern hat sich in der politischen Landschaft fest etabliert. Anlässlich des bevorstehenden Jubiläums wird die beeindruckende Bilanz einer Bewegung sichtbar, die für die Rechte von psychisch Erkrankten ein gutes Händchen hat.