Drei Afghanen im Kirchenasyl: Hoffnung auf eine neue Zukunft in Deutschland
Drei Afghanen suchen in Burglesum Kirchenasyl, um Abschiebung nach Schweden zu verhindern. Ihre Geschichte beleuchtet Asylrecht.

Drei Afghanen im Kirchenasyl: Hoffnung auf eine neue Zukunft in Deutschland
In Bremen, genauer gesagt in Lesum, wird zurzeit das Thema Kirchenasyl heiß diskutiert. Drei Afghanen, die vor zehn und elf Jahren aus ihrer Heimat flohen und mehrere Jahre in Schweden lebten, stehen im Fokus. Dort besuchten sie die Schule, schlossen eine Ausbildung ab und arbeiteten in ihren Berufen. Doch ein Arbeitsverbot und die drohende Rückführung nach Afghanistan veranlassten sie zur Emigration nach Deutschland. Nach dem europäischen Recht ist das Land verantwortlich, das Flüchtlinge als erste in Europa aufnimmt – und das könnte Schweden sein.Weser Kurier berichtet, dass die Afghanen innerhalb von sechs Monaten nach Schweden zurückgeschickt werden könnten, es sei denn, sie genießen den Schutz des Kirchenasyls.
Aktuell haben bereits zwei der drei Männer Kirchenasyl in der Auferstehungskirche in Lesum beantragt, während für einen von ihnen das Verfahren noch läuft. Lars Ackermann, Geschäftsführer des kirchlichen Vereins Zuflucht, hat die Situation der Männer eingehend geprüft und ist überzeugt, dass sie in Afghanistan „null Zukunft“ haben. In Deutschland könnte ihre Ausbildung, aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels, von Vorteil sein und auch dem Staat Kosten sparen.Deutschlandfunk Nova weist darauf hin, dass diese Art des Asyls, obwohl juristisch nicht anerkannt, durch moralische Überzeugungen gestützt wird und dazu dient, Menschen vor Abschiebungen zu bewahren.
Herausforderungen und beste Möglichkeiten für Flüchtlinge
Ein zentraler Aspekt des Kirchenasyls ist die Möglichkeit, Zeit zu gewinnen, um die Asylanträge neu zu bewerten. Der Schutz wird in der Regel in Härtefällen gewährt, wenn akute Gefahr für Leib oder Leben droht, wie die Situation der drei Afghanen zeigt. Dabei müssen die Männer auch eine möglich positive Bleibeperspektive aufweisen. Viele hoffen auf Abschiebehindernisse, die durch staatliche Verfolgung begründet sein könnten.Experteninitiative Religionspolitik fasst zusammen, dass die rechtlichen Grundlagen des Kirchenasyls auf politischen Vereinbarungen basieren und nicht auf gesetzlicher Basis. Dies führt zu einer spannenden, wenn auch rechtlich fragwürdigen Situation.
Die Herausforderungen für die Afghanen liegen nicht nur in der Unsicherheit ihrer Asylverfahren, sondern auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz. Da die Männer westlich geprägt sind, befürchten sie, in Afghanistan nicht gut aufgenommen zu werden. Mit dem Ziel, schnell aus staatlichen Leistungen herauszukommen, sind sie motiviert zu arbeiten – dennoch bleibt unklar, wie die Asylbehörden über ihre Anträge entscheiden werden. Ein gewisses Maß an Hoffnung bleibt jedoch, denn Deutschland schiebt momentan, abgesehen von Straftätern, nicht nach Afghanistan ab und könnte damit eine pragmatischere Lösung finden.
Die Rolle von Kirchen und Gemeinschaften
Die Unterstützung durch Gemeinden und Kirchen ist ein unverzichtbarer Teil des Asylprozesses. Seit über 40 Jahren steht das Kirchenasyl als Schutzinstrument zur Verfügung und hat zahlreichen geflüchteten Menschen Hoffnung gegeben. Laut Zahlen aus dem Jahr 2022 boten 859 evangelische sowie 243 katholische und 15 freikirchliche Gemeinden Schutzsuchenden eine Zuflucht.Experteninitiative Religionspolitik betont, dass die Tradition des Kirchenasyls bis in die Antike zurückreicht und auch heute noch eine wichtige Rolle im Umgang mit Flüchtlingen spielt. Jedoch stehen die Kirchen auch unter Kritik, da sie geltendes Recht unterlaufen und Abschiebungen verhindern könnten.
Die Situation der drei Afghanen aus Lesum ist also nicht nur eine individuelle Fluchtgeschichte, sondern spiegelt die komplexe Debatte über Abschiebung, Schutz und die menschlichen Schicksale wider. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, ob und wie ihnen in Deutschland ein neues Leben ermöglicht werden kann.