Gedenken in Bremen: Historische Verantwortung für den Völkermord in Namibia

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Am 11. August 2025 gedenkt Bremen der Opfer des Völkermords in Namibia mit einer Veranstaltung im Nelson-Mandela-Park.

Am 11. August 2025 gedenkt Bremen der Opfer des Völkermords in Namibia mit einer Veranstaltung im Nelson-Mandela-Park.
Am 11. August 2025 gedenkt Bremen der Opfer des Völkermords in Namibia mit einer Veranstaltung im Nelson-Mandela-Park.

Gedenken in Bremen: Historische Verantwortung für den Völkermord in Namibia

Am 11. August 2025 wurde in Bremen der Jahrestag der Schlacht von Ohamakari und das Gedenken an die Opfer des Völkermords in Namibia gefeiert. Schauplatz der bewegenden Veranstaltung war das Antikolonialdenkmal im Nelson-Mandela-Park. Bürgermeister Björn Fecker sowie namibische Künstler und Experten kamen zusammen, um an diese düstere Episode der Geschichte zu erinnern und über die Bedeutung der Erinnerungskultur zu sprechen. Fecker betonte, dass das Unrecht, das den Herero, Nama, Damara und San widerfahren ist, nicht in Vergessenheit geraten darf. Er hob die historische Verantwortung hervor, der wir uns alle stellen müssen, um aus der Vergangenheit zu lernen, so wie es auch Natascha Kitavi, eine namibische Sängerin und Schauspielerin, in ihren bewegenden Worten unterstrich.

Die Veranstaltung wurde von Virginie Kamché vom Bremer Afrika-Netzwerk moderiert und von verschiedenen Institutionen, darunter die Landeszentrale für politische Bildung Bremen sowie der Bremer Senat, organisiert. Wie Prof. Dr. Manfred Hinz vom Bremer Afrika-Archiv anmerkte, sind die vollständige Aufklärung und ein Versöhnungsabkommen zwischen Namibia und Deutschland nach wie vor ausstehend.

Ein dunkles Kapitel der Geschichte

Die koloniale Vergangenheit Deutschlands in Namibia reicht von 1884 bis 1915, einer Zeit, die von brutalster Militärgewalt gegen die einheimische Bevölkerung geprägt war. Besonders alarmierend war der Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama zwischen 1904 und 1908, der durch einen berüchtigten „Vernichtungsbefehl“ des Generalleutnants Lothar von Trotha ins Leben gerufen wurde. Schätzungen zufolge kamen in dieser Zeit bis zu 100.000 Menschen ums Leben – etwa 80% der Herero und rund die Hälfte der Nama. Der Völkermord gilt als der erste des 20. Jahrhunderts und hat weitreichende Folgen für die betroffenen Gemeinschaften und deren Nachfahren.

Nach dem Ersten Weltkrieg verloren die Kolonien, einschließlich „Deutsch-Südwestafrika“, ihre Hoheit und Namibia erlangte 1990 schließlich die Unabhängigkeit. Deutschland erkannte jahrzehntelang nicht an, was den Herero und Nama widerfahren war. Seit der Wiedervereinigung hat sich die Beziehung zwischen Deutschland und Namibia allmählich verbessert, doch die Diskussion um Reparationen und Entschädigungen bleibt komplex. Erste offizielle Gespräche über Entschädigungen begannen 2015, und die Debatte über diese Themen brachte auch viele rechtliche Fragen auf den Tisch, wie etwa die Einstufung der Tötungen als Völkermord.

Auf dem Weg zur Wiedergutmachung

Im Juni 2021 veröffentlichten die deutsche und die namibische Regierung eine gemeinsame Erklärung zur Aufarbeitung deutscher Kolonialverbrechen, die als Fortschritt bei den Verhandlungen über Reparationen gewertet wird. Deutschland hat inzwischen den Völkermord anerkannt und im Rahmen eines Programms zur Entwicklung und zum Wiederaufbau 1,1 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Diese Einigung stieß jedoch auf deutliche Kritik, besonders seitens von Herero und Nama, die sich von der deutschen Politik nicht ausreichend berücksichtigt fühlen.

Die Herausforderung liegt nun darin, einen Weg zu finden, der sowohl das historische Unrecht anerkennt als auch die Realitäten der heutigen Zeit respektiert. Dabei spielt die Frage, wie mit der rechtlichen Verantwortung umgegangen wird, eine zentrale Rolle. Die kritischen Ansätze zu Kolonialverbrechen und der völkerrechtlichen Verantwortlichkeit erfordern eine umfassende Reflexion über den imperialistischen Blickwinkel und die Notwendigkeit, die Perspektiven der betroffenen Völker zu integrieren.

Die Gedenkveranstaltung in Bremen hat einmal mehr gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte ein kontinuierlicher Prozess ist, der nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch im Herzen der Gesellschaft verankert werden muss. Es liegt noch ein langer Weg vor uns, um die Wunden der Vergangenheit heilen zu können und eine gerechte Zukunft zu gestalten.

Weitere Informationen zu diesen Themen können Sie in den detaillierten Berichten auf den Seiten von Senatspressestelle Bremen, bpb.de und Goethe.de nachlesen.